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Lernerfolgskontrollen

Malte Ring und Taiga Brahm

Lehrkräfte stehen in Bezug auf den Lernprozess ihrer Schülerinnen und Schüler vor vielfältigen Herausforderungen: Sie müssen die Lernausgangslage der Kinder und Jugendlichen erfassen, ihren Lernprozess begleiten und die individuellen Lernleistungen bewerten. Zudem sollten sie Lernenden eine Rückmeldung über ihren Leistungs- und Kenntnisstand geben können sowie ihren Lernerfolg und Lernfortschritt zu unterstützen und Ihnen helfen Lernschwierigkeiten zu überwinden (Brettschneider & Schnell, 2017). Für alle diese Prozesse ist die Lehrperson darauf angewiesen, den aktuellen Lernstand der Schülerinnen und Schüler einschätzen zu können. Da „Lernen[…] ein intrapersonaler und damit für Außenstehende unsichtbarer Prozess“ (Retzmann, 2013, S. 14) ist, können Lernergebnisse allerdings nur indirekt durch Lernerfolgskontrollen erfasst, gemessen und bewertet werden ( Bewertung von Prüfungen). 

Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten (Prüfungsformen)  - ein Beispiel wäre die Beurteilung des Lernstandes anhand der von den Schülerinnen und Schülern bearbeiteten Aufgaben. Werden Aufgaben erfolgreich gelöst, lässt das auf eine gute Leistung und indirekt auf die vollzogene Kompetenzentwicklung schließen. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass auch andere Faktoren wie z. B. das Vorwissen zu einer erfolgreichen Bearbeitung der Aufgabe geführt haben können, also kein eindeutiger Zusammenhang zwischen hohem Lernerfolg und fehlerfrei gelösten Aufgaben vorliegt. Auf der anderen Seite deutet es jedoch auf einen nicht erfolgreichen Lernprozess hin, wenn Schülerinnen und Schüler Aufgaben nicht oder nur mangelhaft lösen können. Die Beurteilung des Lernstandes anhand gelöster Aufgaben bietet besonders dann einen guten Überblick über die Leistung der Klasse, wenn der Lernprozess abgeschlossen ist. Dann ist es möglich zu erkennen, „welche Schülerinnen und Schüler im Lernprozess nicht erfolgreich waren“ (Retzmann, 2013, S. 15). 

Kriterienorientierte Prüfung

Ziel der Lernerfolgsprüfung ist die Feststellung des Lernergebnisses sowie die Beurteilung des Lernerfolges (Euler & Hahn, 2014). Damit dies gelingen kann, ist es notwendig, die gewählte Bezugsnorm, die den Maßstab für die Beurteilung bildet, zu reflektieren (Bezugsnormen). Im Wirtschaftsunterricht wird dabei besonders häufig die kriteriale Bezugsnorm gewählt.  Bei einer kriterienorientierten Prüfung kommt es zu einem Vergleich der Leistung eines Schülers oder einer Schülerin mit einem zuvor festgelegten, personenunabhängigen Kriterium, zum Beispiel einem an den Lernzielen ausgerichteten Beurteilungsschlüssel (Euler & Hahn, 2014).

Qualitätskriterien für eine kriterienorientierte Prüfung

Euler & Hahn (2014) stellen folgenden Ablauf für die Erstellung einer kriterienorientierten (siehe Bezugsnormen) Prüfung auf:

Bei der Entwicklung und Durchführung von Prüfungen ist es bedeutend, die Qualität dieser zu berücksichtigen. Zu schwere oder zu leichte Prüfungen, Zeitprobleme, Fehler bei der Aufgabenformulierung oder das Abfragen nicht behandelter Themen sind einige Beispiele für das Verletzen von Qualitätskriterien (Euler & Hahn, 2014). Die Qualität kann generell mithilfe von drei Gütekriterien bestimmt werden (Döring & Bortz, 2016):

Gütekriterien

Validität bezieht sich darauf, ob die Arbeit tatsächlich das misst, was sie messen soll (Döring & Bortz, 2016, S. 97). Beispielsweise müssen die Prüfungsaufgaben mit den Kompetenzen, welche in den Lernzielen angesprochen werden, übereinstimmen (Euler & Hahn, 2014).

Reliabilität steht im Kontext von Tests für Messgenauigkeit und die Konsistenz der Ergebnisse bei Wiederholung (Döring & Bortz, 2016, S. 465). Die Präzision könnte verletzt werden, wenn eine Lehrperson zwei Versionen einer Klassenarbeit macht (z.B. um Täuschung zu verhindern), die sich aber in ihrer Schwierigkeit deutlich unterscheiden.

Objektivität meint, dass die Ergebnisse unabhängig von der beurteilenden Person sind (Döring & Bortz, 2016, S. 60). Positiv formuliert heißt das, dass die Bewertung der Klassenarbeit nicht von der Lehrperson abhängt. (Euler & Hahn, 2014). Im Hinblick auf Objektivität hilft ein klarer Erwartungshorizont für eine Aufgabe.

Je anspruchsvoller und offener die Aufgaben, desto schwieriger ist es, die Gütekriterien einzuhalten. Beispielsweise ist eine reliable Evaluation von Beurteilungs- und Bewertungsaufgaben herausfordernd.

Literatur

Brettschneider, V., & Schnell, C. (2017). Diagnostizieren, üben, überprüfen. In H. Kaminski (Hrsg.), Fachdidaktik der ökonomischen Bildung (S. 283-345). Ferdinand Schöningh.

Döring, N., & Bortz, J. (2016). Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften (5. vollständig überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Auflage). Springer. doi.org/10.1007/978-3-642-41089-5

Euler, D., & Hahn, A. (2014). Wirtschaftsdidaktik (3., aktualisierte Auflage). Haupt Verlag.

Retzmann, T. (2013). Leitfaden zur Anfertigung eines Unterrichtsentwurfes - Eine Handreichung für Lehramtsstudierende im Bereich der ökonomischen Bildung.  www.wida.wiwi.uni-due.de/fileadmin/fileupload/BWL-WIDA/PDF-Dokumente/Leitfaden_Unterrichtsentwurf_2013-03.pdf

zuletzt aktualisiert: 01.11.2024

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Zitationshinweis

Die Inhalte dieser Homepage sind CC-BY lizenziert (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/). Bei Verwendung der Inhalte empfehlen wir folgende Zitation:

Ring, M., & Brahm, T. (2024). Lernerfolgskontrollen. In T. Brahm, M. Ring, & K. Schild (Hrsg.), Wirtschaft unterrichten. Offenes Lehrbuch für Wirtschaftsdidaktik. Online verfügbar unter: https://wirtschaft-unterrichten.de/diagnose-ueben-pruefen/lernerfolgskontrollen (zuletzt abgerufen am [Datum]).